Eroberung neuer Territorien in Zeiten der Ungewissheit oder Wie eine Gründungsidee sich über die Stadt verbreitet

Bedrohung, Zwangsversteigerung, Rettung, Evakuierung, Umzäunung, Protest, Hungerstreik, Stürmung, Auszug, Rückkehr – das Tacheles hat seit 1909 sicherlich viel erlebt doch in den letzten Monaten überschlagen sich die Meldungen und versucht man von den Künstlern im Haus zu erfahren wie es weiter geht bleibt unter´m Strich die Meinung: Nichts Genaues weiß man nicht aber wir bleiben hier und kämpfen.

Seit Beginn unserer alternativen Touren besuchen wir das Tacheles, unterschreiben Petitionen, gehen zu Demonstrationen und bangen um die Existenz des Gebäudes und der Ateliers, Shops und Werkstätten der Künstler. Nach Monaten der Sorge und Frage: Was passiert, wenn die Investoren gewinnen und das Kunsthaus stirbt haben wir letzte Woche gesehen wie die Zukunft aussehen könnte.

Laut Vereinsatzung ist der Zweck des Tacheles die Förderung von Kunst und Kultur und das Bestreben mit Veranstaltungen und Workshops zur Verständigung zwischen den Völkern beizutragen, die Gründungsidee: Freiräume für alternative Kunst und Kultur schaffen. Sie verschwinden zwar zunehmends doch sind immer noch hier: Freiräume für Kreativität, Subkultur und alles wofür wir Berlin so lieben und Pro Art Tacheles schickt seit Samstag die Skulpturen aus dem Tacheles auf Reise. Das Projekt M.A.P. Mobile Art Project startete im Plus Hostel Berlin.

Im Innenhof haben die Skulpturen endlich wieder einen Platz gefunden und auch eine Werkstatt für neue Kreationen sowie ein Ausstellungsraum sind entstanden. In ungewohnt zeitgenössischer Architektur zwischen Anzügen finden sich die Künstler, Punks und das übliche Publikum. Zuerst etwas merkwürdig dann aber sehr inspirierend und zukunftsweisend. Über die Ausstellung hinaus organisiert der Verein Art Pro Tacheles in den Räumen des Hotels wechselnde Exhibits und stellt Wohnräume und Ateliers für internationale Künstler zu Verfügung.

Die Vernissage war der Startschuss für Das Mobile Art Project (M.A.P.) und setzt sich als Ziel die Gründungs-Idee des Tacheles in Berlin zu verbreiten und Freiräume für Künstler, offene Ateliers für Besucher zu schaffen und Kurse und Workshops anzubieten.

 

Parallel zu der neuen Metallwerkstatt an der Warschauer Brücke ist in den vergangenen Wochen auch ein anderes neues Künstlerhaus in Kreuzberg entstanden, welches sich ebenso zum Ziel setzt kreativen Menschen bezahlbare Räume zur Verfügung zu stellen. In der alten Post in der Skalitzer öffnete das WYE zum ersten Mal seine Türen für Besucher des Vodoo Marktes und die 2 von 4 geöffneten Geschosse machen Hoffnung auf kulturellen Freiraum, tolle Events, offene Ateliers und Workshops.

Was die Hoffnung auf das Überleben des Tacheles seit April aufrecht erhält, auch wenn das Gebäude zu schwinden scheint ist Treptopolis

 

. Gegründet von Kemal Cantürk, der bereits 1990 bei der Besetzung des Tacheles anwesend war, bietet der alter Supermarkt in Treptow alles was das subkulturelle Herz begehrt: Kino, Theatherbühne, Metall Skulpturen und bald ein Cafe im Hof.

Die Gedanken sind frei und so ist die Kunst – Vielen Dank für die neuen Gebäude und Initiativen, wir haben wieder Hoffnung dass die Idee des kreativen Freiraums bestehen bleibt auch wenn die HSH die Oranienburger Straße verschlingt. Vielleicht kann Privatisierung und Zerstörung auch ein Neubeginn sein auch wenn der Kampf um den Erhalt des Tacheles bei allen an oberster Stelle steht.